Bericht zur Grossratssitzung vom 3. Mai 2023

Bericht­er­stat­te­rin Kan­tons­rä­tin Chris­tina Fäsi

Unser Tag begann um 07.00 Uhr mit der Frak­ti­ons­sit­zung und endete um 17.15 Uhr.
Um 09.30 Uhr eröff­nete die Prä­si­den­tin die Rats­sit­zung mit 122 Anwe­sen­den.

1 Fra­ge­stunde

Die erste Frage betraf die dyna­mi­sche Rechts­über­nahme von EU Geset­zen.
Der Regie­rungs­rat äus­serte sich kri­tisch zu die­ser Über­nahme und bean­tragte des­halb als Ergän­zung ein Schieds­ge­richt.
Man­gels Alter­na­ti­ven musste der Über­nahme unter gewis­sen Bedin­gun­gen zuge­stimmt wer­den. 

Drei wei­tere Fra­gen beschäf­tig­ten sich mit der Umset­zung der Pfle­ge­initia­tive.
Dabei wurde kri­ti­siert, dass die Par­teien nicht zur Ver­nehm­las­sung ein­ge­la­den wur­den.
Auch die Abwan­de­rung in Nach­bar­kan­tone wurde the­ma­ti­siert und das Ein­for­dern von Bun­des­bei­trä­gen.
Der Regie­rungs­rat will die Initia­tive rasch umset­zen. Das Vor­ge­hens­kon­zept wird mit den Rück­mel­dun­gen aus der Ver­nehm­las­sung ergänzt und er hat eine Begleit­gruppe ein­ge­setzt.
Für die Löhne sind die Arbeit­ge­ber in der Pflicht.
Die EVP hatte sich inten­siv und kri­tisch an der Ver­nehm­las­sung betei­ligt.

Bei der nächs­ten Frage ging es um die ver­ein­fachte Zulas­sung von Ärz­ten bei einer Unter­ver­sor­gung in unse­rem Kan­ton.
Diese Rege­lung wird im Thur­gau bereits umge­setzt.

Bei der letz­ten Frage ging es um zu hohe Ein­nah­men der Fami­li­en­aus­gleichs­kasse für Nichter­werbs­tä­tige.
Der Regie­rungs­rat wird mit den Daten der letz­ten Jahre ein neues Regle­ment erstel­len, das ab 2024 in Kraft tre­ten wird.
 

2. Geschäfts­be­richt 2022 der Thur­gauer Kan­to­nal­bank und Wahl der Revi­si­ons­stelle
 

Ein­tre­ten, Detail­be­ra­tung, Beschluss­fas­sung
Das Par­la­ment muss den Geschäfts­be­richt geneh­mi­gen und die Revi­si­ons­stelle wäh­len.
Das Ein­tre­ten ist unbe­strit­ten.
Der Über­schuss von 148 Mio. Fran­ken ist das beste Ergeb­nis seit der Grün­dung der TKB.
Es wird wei­ter­hin auf Kon­ti­nui­tät und Sta­bi­li­tät gesetzt. Ein risi­ko­rei­ches Invest­ment­ban­king bleibt aus­ge­schlos­sen.

Abstim­mung: Der Jah­res­be­richt wird ein­stim­mig geneh­migt

Revi­si­ons­stelle
Als Revi­si­ons­stelle wird wie­der die Pri­ce­wa­ter­hou­se­Co­o­pers AG aus St. Gal­len vor­ge­schla­gen.
Abstim­mung: Die Revi­si­ons­stelle wird mit 120 Ja / 1 Nein / 1 Ent­hal­tung bestä­tigt.

 

3. Gastgewerbe- und Alko­hol­han­dels­ge­setz (GastG
 

Redak­ti­ons­le­sung und Schluss­ab­stim­mung

Abstim­mung: Das Gesetz wird ein­stim­mig ange­nom­men und das Behör­den­re­fe­ren­dum wird nicht ergrif­fen.
 

4. Ände­rung des Poli­zei­ge­set­zes (PolG)


Ein­tre­ten, 1. Lesung
Wie erwar­tet wurde diese Geset­zes­än­de­rung inten­siv und kon­tro­vers dis­ku­tiert.
Es ging um die Grund­sätze: Sicher­heit gegen Grund­rechte und per­sön­li­che Frei­heit.
Die Poli­zei braucht zusätz­li­che Kom­pe­ten­zen, um prä­ven­tiv ein­grei­fen zu kön­nen.
Der Schutz der Bevöl­ke­rung muss gewähr­leis­tet wer­den und dies geht nicht ohne gewisse Ein­schrän­kun­gen von per­sön­li­chen Frei­hei­ten.
Die Anfor­de­run­gen an die Poli­zei stei­gen und wer­den kom­ple­xer. Des­halb müs­sen die Arbeits- und Rah­men­be­din­gun­gen für unsere Poli­zis­tin­nen und Poli­zis­ten ver­bes­sert wer­den.
Im Grund­satz befür­wor­te­ten alle Par­teien das neue Gesetz. Vor­be­halte gab es vor allem sei­tens der FDP und der GLP.
 

§39 Abs 2
Die Poli­zei erhält die Mög­lich­keit bei öffent­li­chen Ver­an­stal­tun­gen mobile Auf­zeich­nungs­ge­räte ein­zu­set­zen, sofern ein bei Ver­dacht besteht, dass es zu straf­ba­ren Hand­lun­gen kom­men könnte.
Antrag Bri­gitta Engeli GP: …kann Per­so­nen auf­neh­men, wenn kon­krete Anhalts­punkte für Ver­ge­hen oder Ver­bre­chen beste­hen.
Abstim­mung: Der Antrag wird mit 92 Nein/ 22 Ja und 2 Ent­hal­tun­gen abge­lehnt. EVP: nein

§47 Abs 2
Antrag
Franz Eugs­ter Mitte und Pas­cal Schmid SVP: Zur Gefah­ren­ab­wehr und zur Erken­nung von Ver­ge­hen und Ver­bre­chen dür­fen elek­tro­ni­sche Geräte ein­ge­se­hen wer­den.
Gegen­an­trag Ivan Wüest EDU: Zur Gefah­ren­ab­wehr und zur Erken­nung von Ver­bre­chen dür­fen elek­tro­ni­sche Geräte vor Ort ein­ge­se­hen wer­den.
Abstim­mung Anträge Eugster/ Wüest: Der Antrag Eugs­ter erhält 95 Stim­men, der Antrag Wüest 26 Stim­men.
Abstim­mung Antrag Eugs­ter: Dem Antrag wird mit 62 Ja/ 56 Nein und 2 Ent­hal­tun­gen zuge­stimmt. EVP: ja

§48a Abs 1
Die Kan­tons­po­li­zei kann zur Ver­hin­de­rung von Men­schen­han­del und von schwe­ren Betäu­bungs­mit­tel­de­lik­ten Gastgewerbe-, Beherbergungs- und Ero­tik­be­triebe sowie Räum­lich­kei­ten, in denen gewerb­lich sexu­elle Dienst­leis­tun­gen ange­bo­ten wer­den, durch­su­chen.
1. Antrag Michèle Strähl FDP: Strei­chung
2. Antrag Jürg Wiesli SVP: Die Kapo kann bei Hin­weis auf Men­schen­han­del und auf schwere Dro­gen­de­likte die oben genann­ten Betriebe durch­su­chen.
Chris­tian Stri­cker hält sein Votum.
1. Abstim­mung: Der Antrag wird mit 94 Nein/ 25 Ja und 2 Ent­hal­tun­gen abge­lehnt. EVP: nein
2. Abstim­mung: Die­sem Antrag wird mit 89 Nein/ 29 Ja und 2 Ent­hal­tun­gen nicht zuge­stimmt. EVP: nein

§55 6
Antrag
Nicole Zeit­nerGLP: Der Begriff „Häus­li­che Gewalt“ sei wie­der in den Titel auf­zu­neh­men.
Abstim­mung: Dem Antrag wird mit 68 Ja/ 45 Nein und 3 Ent­hal­tun­gen ent­spro­chen. EVP: ja

§61 Abs.3
Die Poli­zei kann Täter an Bera­tungs­stel­len mel­den.
Antrag Bri­gitta Engeli GP, Pas­cal Schmid SVP, Cor­ne­lia Hau­ser GP: Das „kann“ die Poli­zei den Täter an eine Bera­tungs­stelle mel­den, soll gestri­chen wer­den. Die Poli­zei soll ver­pflich­tet wer­den jeden Täter zu mel­den.
Mat­thias Dietz hält sein Votum.
Abstim­mung: Der Antrag wird mit 85 Nein/ 26 Ja und 5 Ent­hal­tun­gen abge­lehnt. EVP: 1 ja, 3 nein, 2 Ent­hal­tun­gen
 


5. Par­la­men­ta­ri­sche Initia­tive „Gesetz über das Hal­ten von Hun­den (Hun­deG):


Abschaf­fung der Gewichts­be­schrän­kung bei den obli­ga­to­ri­schen Hun­de­kur­sen“
Vor­läu­fige Unter­stüt­zung
Isa­belle Volan­then GP, erläu­terte als Tier­ärz­tin die Not­wen­dig­keit der par­la­men­ta­ri­schen Initia­tive. Alle Par­teien unter­stütz­ten, min­des­tens gross­mehr­heit­lich die Anpas­sung des Hun­de­ge­set­zes. Fal­len doch oft gerade kleine Hunde durch auf­fäl­li­ges Ver­hal­ten nega­tiv auf,
da sie nicht art­ge­recht gehal­ten wer­den.
Votum von Chris­tina Fäsi
Abstim­mung: Die Initia­tive wird mit 106 Ja/ 7 Nein und 1 Ent­hal­tung ange­nom­men. EVP: ja

 

6. Motion: „Anpas­sung Ver­gabe Lis­ten­num­mern für Wahl­vor­schläge“


Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung
S. Stad­ler Mitte /EVP erläu­terte die Vor­teile von nur 1 Lis­ten­num­mer pro Par­tei. Wei­te­ren Lis­ten der Par­tei würde eine Unter­num­mer oder ein Busch­sta­ben zuge­ord­net wer­den. Für die Wäh­ler­schaft bedeute das eine Ver­ein­fa­chung.
Die Geg­ner erach­te­ten den Ver­wal­tungs­auf­wand höher und beton­ten, dass sich das bis­he­rige Sys­tem bewährt habe.
Mat­thias Dietz hält sein Votum

Die Geg­ner der Motion befürch­te­ten einen höhe­ren Ver­wal­tungs­auf­wand. Zudem hätte sich das bis­he­rige Sys­tem bewährt.
Mat­thias Dietz hält sein Votum
Abstim­mung: Die Motion wird mit 57 Nein/ 52 Ja und 3 Ent­hal­tun­gen knapp abge­lehnt. EVP: 1 ja, 5 nein

 

7. Motion: „Gleich­be­hand­lung der Eigen­be­treu­ung“


Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung
Hans­pe­ter Heeb GLP möchte das tra­di­tio­nelle Fami­li­en­mo­dell, bei dem die Kin­der sel­ber betreut wer­den unter­stüt­zen. Die Betreu­ungs­mo­delle sol­len sich nicht kon­kur­ren­zie­ren.
Eine sichere und gut Betreu­ung unse­rer Kin­der ist ein wich­ti­ges Anlie­gen..
Die EVP unter­stützt als ein­zige Par­tei die Motion.
Mat­thias Dietz hält sein Votum.
Abstim­mung: Die Motion wird mit 78 Nein/ 28 Ja und 3 Ent­hal­tun­gen abge­lehnt. EVP: ja

 

10. Motion: „Frühe För­de­rung, Zustän­dig­keit den Schul­ge­mein­den über­tra­gen“
 

Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung
Das Trak­tan­dum wird vor­ge­zo­gen.
Die Motion wird zurück­ge­zo­gen.

 

8. Motion: „Keine steu­er­li­che Bestra­fung von Sanie­rung und Reno­va­tion“
 

Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung
Die Sanie­rung von beste­hen­den Gebäu­den wird heute steu­er­lich benach­tei­ligt.
Ein neuer Ent­scheid des Bun­des­ge­richts hebt im Grund­satz die Benach­tei­li­gung auf. Trotz­dem soll die Motion für erheb­lich erklärt wer­den, um das Steu­er­ge­setz ent­spre­chend zu ändern.
Abstim­mung: Mit 91 Ja / 3 Nein und 2 Ent­hal­tun­gen wird der Motion zuge­stimmt. EVP: ja

 

Trak­tan­dum 9 wird ver­scho­ben.

 

Chris­tina Fäsi