Bericht zur Grossratssitzung vom 5. Juli 2023

Bericht­er­stat­te­rin: Kan­tons­rä­tin Eli­sa­beth Ricken­bach

 

Aus der Frak­tion:

Petra Merz (Mitte) wurde heute Mor­gen Mut­ter. Wir gra­tu­lie­ren ihr herz­lich zu ihrer Toch­ter.

Gleich­zei­tig wird sie heute unter Trak­tan­dum 1 in die Jus­tiz­kom­mis­sion vor­ge­schla­gen, nun in ihrer Abwe­sen­heit.

 

Ersatz­wahl von zwei Mit­glie­dern der Jus­tiz­kom­mis­sion

Jorim Schä­fer und Petra Merz wer­den ein­stim­mig gewählt als Nach­fol­ger von Hans­pe­ter Heeb Glp (Rück­tritt aus dem Gros­sen Rat) und Peter Büh­ler, Die Mitte (Gross­rats­vi­ze­prä­si­dent).

 

Kan­tons­bür­ger­rechts­ge­su­che

Die Tri­büne ist gut besucht von den ein­bür­ge­rungs­wil­li­gen Gesuch­stel­ler. Die Gesu­che von Schweizerbürger/innen wer­den mit 116:0 Stim­men geneh­migt. Bei den Gesu­chen von Ausländer/innen betrug die Zustim­mung aus dem Rat 100:5. Im Anschluss wur­den die neuen Thur­gauer Bürger/innen zum Apero ein­ge­la­den.

 

Inter­pel­la­tion «Fach­hoch­schule in Agro­no­mie auch in der Ost­schweiz»

Der Vor­stoss the­ma­ti­siert den Auf­bau eines neuen Stu­di­en­an­ge­bots auf Ebene Fach­hoch­schule im Bereich Agro­no­mie im Kan­ton Thur­gau. In der Ost­schweiz resp. in den angren­zen­den Kan­to­nen besteht auf Fach­hoch­schul­stufe kein Stu­di­en­gang in Agro­no­mie mehr, nach­dem die Zür­cher Fach­hoch­schule (ZFH) den ent­spre­chen­den Stu­di­en­gang am Stand­ort Wädens­wil ab dem Stu­di­en­jahr 2004/2005 in den neu kon­zi­pier­ten Stu­di­en­gang Umwelt­in­ge­nieur­we­sen inte­griert hat.

Über alle Frak­tio­nen herrschte Einig­keit: Ein Able­ger der Agrar­fach­hoch­schule Zol­lik­ofen soll in den Thur­gau geholt wer­den. und die Fach­hoch­schule OST soll auch ein­ge­bun­den wer­den.

Regie­rungs­rä­tin Knill äus­sert, dass die Stra­te­gie 2040 Früchte trägt. Ein Kon­kor­dat mit der Hoch­schule HAFL sei nötig. Auch sie gibt zu beden­ken, dass die geo­gra­phi­sche Dis­tanz vor einem Stu­dium in Zol­lik­ofen abhält. Der Stu­di­en­gang Agro­no­mie solle im TG ange­sie­delt wer­den, z.B. in Täni­kon, wo die Fach­kom­pe­tenz von OST bereits invol­viert ist. Wie das Zusam­men­spiel mit der HAFL gelingt, muss sich zei­gen. Jeden­falls seien sie bereits infor­miert.

Der nächste Schritt sei zusam­men mit der HAFL eine Markt­feld­ana­lyse Ost­schwei­zer durch­zu­führe um Bedarf, Rah­men­be­din­gun­gen etc. zu ken­nen. Ein defi­ni­ti­ver Ent­scheid hängt nicht nur vom Regie­rungs­rat ab, son­dern auch von der HAFL.

 

Geschäfts­be­richt 2022, Staats­rech­nung sowie Tätig­keits­be­richt 2022 des Daten­schutz­be­auf­trag­ten

Die GFK-Präsidentin wies auf die Her­aus­for­de­rung in allen Ämter hin: der Man­gel an Fach­kräf­ten berei­tet Sorge. Wei­ter habe die GFK bei ihren Ämter­be­su­chen keine Miss­stände fest­stel­len kön­nen. Ver­schie­dene Schwach­punkte wur­den in den Sub­kom­mis­si­ons­be­rich­ten the­ma­ti­siert.

 

Der Gesamt­auf­wand der Erfolgs­rech­nung 2022 beläuft sich auf 2.4 Mil­li­ar­den Fran­ken, der Gesamt­er­trag auf 2.5 Mil­li­ar­den Fran­ken. Letz­te­rer liegt 22.9 Mio. Fran­ken oder 1.0 % über Bud­get.

Die Erfolgs­rech­nung des Kan­tons Thur­gau schliesst mit einem Ertrags­über­schuss von 81.2 Mio. Fran­ken.

Ent­ge­gen dem Vor­schlag der Regie­rung bean­tragt die GFK dem Gros­sen Rat, die­sen Über­schuss wie folgt zu ver­wen­den:

- Ein­lage in SNB Schwan­kungs­re­serve Fr. 53'600'000.00

- Ein­lage in Ener­gie­fonds Fr. 7'100'000.00

- Ein­lage in Arbeits­markt­fonds Fr. 2'000'000.00

- Ein­lage in Fonds Natur, Land­schaft und Bio­di­ver­si­tät Fr. 18'000'000.00

- Ein­lage in den Wald­fonds Fr. 450'000.00

Zuwei­sung in Bilanz­über­schuss zu Las­ten der Erfolgs­rech­nung 2022: Fr. 46'794.11

 

Der Antrag Leuthold/Gemperle 10 Mio. aus der Ein­lage in SNB Schwan­kungs­re­serve zuguns­ten der zusätz­li­chen Ein­lage in den Ener­gie­fond fand mit 60 Nein zu 53 Ja und 3 Ent­hal­tun­gen lei­der keine Mehr­heit. Wir EVP Kan­tons­räte stimm­ten mehr­heit­lich für die Umla­ge­rung, da wir der Ansicht waren, damit dem kla­ren Abstim­mungs­re­sul­tat zum Ener­gie­fond Rech­nung zu tra­gen. 

Somit bleibt es bei der GFK Vari­ante, wel­che mit 84 Ja zu 19 Nein geneh­migt wurde. (EVP Ja).

 

Die Rats­dis­kus­sion zum vor­lie­gen­den Geschäfts­be­richt ver­lief voten­arm. Er wurde mit 110 zu 3 Stim­men geneh­migt.

Der Bericht des Daten­schutz­be­auf­trag­ten brachte einige Votan­ten ans Mikro­phon. Obwohl wir Kan­tons­räte die­sen nur zur Kennt­nis neh­men konn­ten, muss­ten wir dies mit einer Abstim­mung zei­gen, wel­che ein­stim­mig war.

Zudem wurde die Auf­lö­sung der Rück­stel­lun­gen "Här­te­fälle" sowie "Bewäl­ti­gung Coro­na­krise" in den Bilanz­über­schuss im Umfang von 50 Mio. Fran­ken ein­stim­mig geneh­migt.

 

 

Ände­rung des Geset­zes über die Kran­ken­ver­si­che­rung (TG KVG)

An der heu­ti­gen 2. Lesung wurde noch ein Antrag gestellt, dass §3a Abs.1 wie folgt ergänzt wird

1 Der Kan­ton führt eine Liste von voll­jäh­ri­gen Per­so­nen, die ihrer Prä­mi­en­pflicht nicht nach­kom­men.

Davon aus­ge­nom­men sind junge Erwach­sene bis zum Abschluss einer Erst­aus­bil­dung und längs­tens bis zur Errei­chung des 25. Lebens­jah­res.

Als ein­zige der EVP unter­stützte ich die­sen Antrag, wel­cher im Rat mit 77 Nein zu 35 Ja ver­wor­fen wurde.

 

Beschluss des Gros­sen Rates über eine Serie von Nach­trags­kre­di­ten

Die vier Nach­trags­kre­dite wer­den ohne Dis­kus­sion geneh­migt.

  • Zwei Nach­trags­kre­dite für das Amt für Infor­ma­tik (110 Ja)
  • Tank­stellte Stütz­punkt Wein­fel­den für die Kan­tons­po­li­zei (96 Ja : 14 Nein)
  • Pro­jekt Jus­ti­tia 4.0 für das Ober­ge­richt (105 Ja : 6 Nein)

Motion «Über­höhte Staats­ge­büh­ren jetzt redu­zie­ren!»

Diese Motion ver­langt, dass das Gesetz über die Gebüh­ren und Gemeng­steu­ern der Grund­buch­äm­ter und Nota­riate dahin­ge­hend anzu­pas­sen, dass die Abga­ben, die als Gemeng­steu­ern aus­ge­stal­tet sind, einen Kos­ten­de­ckungs­grad von 120 % nicht über­schrei­ten (aktu­ell 334%).

Begrün­det wird diese For­de­rung mit der finan­zi­ell sehr güns­ti­gen Lage des Kan­tons, die in den letz­ten Jah­ren bestand, und mit dem Umstand, dass diese Gemeng­steuer ursprüng­lich des­halb ein­ge­führt wurde, um ange­sichts der Defi­zite in den Jah­ren 1991–1995 neue Ertrags­quel­len zu erschlies­sen. Zudem wird in der Motion das Kostendeckungs- und Äqui­va­lenz­prin­zip ange­führt, wonach eine Gebühr die gesam­ten Kos­ten des ent­spre­chen­den Ver­wal­tungs­zwei­ges nicht über­stei­gen darf.

Ich selbst bin hin und her geris­sen. Soll das wirk­lich auf Kos­ten aller Steu­er­zah­ler gemacht wer­den? Immer­hin ent­spricht die vor­ge­schla­gene Reduk­tion 2.5 Steu­er­pro­zente! Eine Gegen­mass­nah­men ist in die­ser Vor­lage nicht vor­ge­se­hen – und komme zu einem Nein.

Die Rats­mehr­heit (inkl. EVP) sieht das anders und stimmt der Reduk­tion mit 73 Ja zu 34 Nein zu.

Vor der Abstim­mung hat Regie­rungs­rat Urs Mar­tin die saloppe Ant­wort gege­ben, dass bei einer Annahme diese sowieso nicht umge­setzt werde. Ein­mal mehr über­schrei­tet er hier Gren­zen.

 

Inter­pel­la­tion «Ent­wick­lung bei Dauer-Sozialhilfebezügern»

Der vor­lie­gen­den Inter­pel­la­tion ist impli­zit zu ent­neh­men, dass einer uner­wünsch­ten Ein­wan­de­rung in den Sozi­al­staat im Kan­ton Thur­gau ver­mehrt ent­ge­gen­zu­wir­ken ist, indem die Ver­schär­fun­gen im Bun­des­recht, die im Ausländer- und Inte­gra­ti­ons­ge­setz per 1. Januar 2019 vor­ge­nom­men wor­den sind, kon­se­quent ange­wen­det wer­den. Die Inter­pel­lan­ten äus­sern, dass der Check zeige, wer ein­mal hier ist, kann blei­ben. Sie sind aber der Ansicht, dass kein Aus­län­der län­ger als 5 Jahre in der Sozi­al­hilfe leben soll. Der Regie­rungs­rat müsse das Gesetz kon­se­quent umset­zen.

 

Die Zah­len spre­chen fol­gen­des: der Anteil der Sozi­al­hil­fe­be­zü­ger im Schwei­zer­durch­schnitt liegt bei 3,1%.; im Thur­gau bei 1.3%. Knapp 60% der Sozi­al­hil­fe­be­zü­ger sind Schwei­zer, gut 40% Aus­län­der. Der TG macht wohl vie­les rich­tig.

Der Tenor der Frak­tio­nen (aus­ser SVP) war, dass der Vor­wurf an die Gemein­den nicht gou­tiert wird, dass sie kei­nen guten Job machen.

Wich­tig erscheint mir, dass die IV wei­ter­ent­wi­ckelt wird mit Ein­glie­de­rungs­mass­nah­men, wel­che hilft, dass Über­tritte in die Sozi­al­hilfe redu­ziert wer­den kön­nen. Aber auch die Umset­zung der Inte­gra­ti­ons­agenda Schweiz, wird sich lang­fris­tig für die Gemein­den und den Kan­ton aus­zah­len.

 

Regie­rungs­rat Mar­tin weist dar­auf hin, dass der TG einer der 5 Kan­tone ist, die die tiefs­ten Zah­len vor­weist. Wei­ter erläu­tert er, dass ver­mehrt Leute aus dem Asyl­we­sen in der Sozi­al­hilfe lan­den. Die­ser Umstand wird zuneh­men, wenn man die aktu­el­len Flücht­lings­ströme sieht. So ein­fach sei es nicht, diese nach 5 Jah­ren in ihre Hei­mat­län­der zurück­zu­wei­sen.

 

Die heu­tige Rats­sit­zung ist die Letzte von Hans­pe­ter Heeb Glp. Diese nutzte er noch für das Ein­rei­chen von diver­sen Vor­stös­sen. All­ge­mein wur­den viele Vor­stösse ein­ge­reicht: deren 13. Zusam­men mit Edith Wohl­fen­der reichte ich eine Ein­fa­che Anfrage ein: «Neue Ver­sor­gungs­mo­delle für Haus­arzt­me­di­zin und ambu­lante