Bericht zur Grossratssitzung vom16. August 2023

Bericht­er­stat­te­rin: Kan­tons­rä­tin Chris­tina Fäsi

Unser Tag begann um 07.30 Uhr mit der Frak­ti­ons­sit­zung. Um 09.30 Uhr eröff­net der Prä­si­dent die Rats­sit­zung mit 117 Anwe­sen­den und ver­liest zwei Mit­tei­lun­gen:


Nach vier Amts­pe­rio­den ver­zich­tet Monika Knill auf eine Wie­der­wahl im nächs­ten Früh­jahr.
Aus gesund­heit­li­chen Grün­den ver­zich­tet auch Cor­ne­lia Kom­posch nach neun Amts­jah­ren auf eine Wie­der­wahl.

1 Amts­ge­lübde von Kan­tons­rä­tin Celina Hug
Celina Hug (GLP) legt das Amts­ge­lübde ab.
 

2. Rechen­schafts­be­richt 2022 des Ober­ge­richts
Ein­tre­ten, Detail­be­ra­tung
Ivan Wüest, Prä­si­dent der Jus­tiz­kom­mis­sion ver­weist auf den Rechen­schafts­be­richt und den Bericht der Jus­tiz­kom­mis­sion. Es zeigt sich, dass die Ver­fah­ren immer kom­ple­xer und per­so­nal­in­ten­si­ver wer­den.
Es ergreift nie­mand das Wort.

Beschluss­fas­sung: Mit 108 Ja und ohne Gegen­stim­men wird der Bericht geneh­migt.
 

3. Rechen­schafts­be­richt 2022 des Ver­wal­tungs­ge­richts

Ein­tre­ten, Detail­be­ra­tung
Das Ver­wal­tungs­ge­richt ist per­so­nell unter­be­setzt. Des­halb macht es Sinn, das Pen­sum von Neben­amt­li­chen Rich­tern fle­xi­bel zu gestal­ten und auf 80% zu erhö­hen.

Beschluss­fas­sung: Mit 112 Ja und ohne Gegen­stim­men wird der Bericht gut geheis­sen.

 

4.Rechen­schafts­be­richt 2022 der Rekurs­kom­mis­sion in Anwalts­sa­chen
Ein­tre­ten, Detail­be­ra­tung
Auch die­ser Bericht wird nicht dis­ku­tiert.

Beschluss­fas­sung: 114 Ja und keine Gegen­stim­men.


5. Ände­rung des Geset­zes über die Kran­ken­ver­si­che­rung (TG KVG)
Redak­ti­ons­le­sung und Schluss­ab­stim­mung
Es ste­hen nur noch fol­gende begriff­li­chen Ände­run­gen an: „Fach­leute“ wer­den in allen § durch „Fach­per­so­nen“ ersetzt.

Schluss­ab­stim­mung: Mit 91 Ja zu 25 Nein Stim­men bei 1 Erhal­tung wird das Gesetz ver­ab­schie­det. Alle EVP Mit­glie­der stim­men der Geset­zes­än­de­rung zu.
Das Behör­den­re­fe­ren­dum kommt mit 24 Befür­wor­tern nicht zustande.



6. Antrag gemäss § 52 der Geschäfts­ord­nung des Gros­sen Rates vom 29. Juni 2022 „Frei­wil­li­gen­ar­beit sicht­bar machen und för­dern“
Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung

Schon in der Frak­ti­ons­sit­zun zei­gen sich die unter­schied­li­chen Mei­nun­gen zu die­sem Thema.
Der Wert der Frei­wil­li­gen­ar­beit wird von allen aner­kannt. Die Erhe­bung von kon­kre­ten Zah­len für einen Bericht wird jedoch als schwie­rig und als nicht ziel­füh­rend beur­teilt.
Diese kon­tro­verse Hal­tung hat sich dann auch in den Voten wäh­rend der Sit­zung und in der abschlies­sen­den Abstim­mung gezeigt.

Alle Red­ner und Red­ne­rin­nen beto­nen die Unbe­zahl­bar­keit und den Nut­zen der Frei­wil­li­gen­ar­beit für die Gesell­schaft. Für die Befür­wor­ter braucht es eine Ana­lyse mit Zah­len aus dem Thur­gau, um eine fun­dierte Grund­lage zu erhal­ten. Eine sol­che Erhe­bung sei zu auf­wän­dig und das Resul­tat beschei­den, monie­ren die Geg­ner der Motion.

Für die EVP hal­ten Roger Stie­ger und Chris­tian Stri­cker ein Votum. Auch hier zeigt sich wie unter­schied­lich die Mei­nun­gen sind.

Regie­rungs­rat Urs Mar­tin betont die Wich­tig­keit die­ser Enga­ge­ments. Aller­dings glaubt er nicht an den Nut­zen eines Berich­tes und warnt vor den hohen Kos­ten. Er bezwei­felt, dass kor­rekte und aus­sa­ge­kräf­tige Daten erfasst wer­den kön­nen. Des­halb emp­fiehlt er die Motion für nicht erheb­lich zu erklä­ren.

Abstim­mung: Mit 59 Ja zu 55 Nein und 3 Ent­hal­tun­gen wird der Antrag für erheb­lich erklärt.

EVP: 4 Ja zu 2 Nein
 

7. Motion: „Ände­rung des Geset­zes über die Finan­zie­rung von Pfle­ge­ver­hält­nis­sen vor und nach der Voll­jäh­rig­keit – ana­log der Alimenten-Bevorschussung“

Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung

Es geht um Jugend­li­che die in einem Pfle­ge­ver­hält­nis ste­hen. Nach der Voll­jäh­rig­keit müs­sen sie die Kos­ten für ihren Lebens­un­ter­halt sel­ber über­neh­men, was oft nur mit­tels Sozi­al­hil­fe­un­ter­stüt­zung mög­lich ist. Diese müs­sen sie spä­ter dem Sozi­al­amt zurück­zah­len. Die Motion möchte eine Gleich­be­hand­lung von voll­jäh­ri­gen Pfle­ge­kin­dern und Nicht­pfle­ge­kin­dern  und damit den jun­gen Erwach­se­nen die Mög­lich­keit einer guten Wei­ter­be­treu­ung bis zum Abschluss einer Erst­aus­bil­dung oder bis zur Voll­en­dung des 25. Alters­jah­res garan­tie­ren. Dies würde sich auch posi­tiv auf die zukünf­ti­gen Kos­ten für die Gesell­schaft aus­wir­ken. Falls mög­lich wer­den die Eltern die Kos­ten tra­gen müs­sen, wie dies bei den Ali­men­ten gere­gelt ist.
Die Motion ver­langt auch eine Über­nahme der Kos­ten für die Beglei­tung von Pfle­ge­el­tern.

Für die Frak­tion bezieht Eli­sa­beth Ricken­bach im unter­stüt­zen­den Sinne Stel­lung.

Regie­rungs­rat Urs Mar­tin betont, dass er auf die Kern­an­lie­gen der Motion ein­ge­gan­gen ist und bean­tragt die Unter­stüt­zung der Moti­ons­an­lie­gen 2,3 und 4. Die Regie­rung schlägt eine Tei­ler­heb­lich­keits­er­klä­rung der Motion vor.
Die­ser Antrag fin­det im Gro­ßen Rat eine breite Unter­stüt­zung.
Über die ein­zel­nen Punkte wird sepa­rat abge­stimmt.
2: 112 Ja, 2 Nein/ 3: 112 Ja, 1 Nein / 4: 114 Ja ohne Gegen­stim­men

Zudem befür­wor­tet der Grosse Rat auch Moti­ons­an­lie­gen 5 und 6 also die Kos­ten­über­nahme für eine fach­li­che Unter­stüt­zung der Pfle­ge­el­tern.

Die EVP unter­stützt die Anlie­gen 2,3 und 4 ein­stim­mig, bei den Anlie­gen 5 und 6 stim­men 4 Ja und 2 Nein.
 

8. Motion: „Thur­gauer Sport- und Kul­tur­för­de­rung “ im Gleich­schritt
Beant­wor­tung, Dis­kus­sion, Beschluss­fas­sung

Den Motio­nä­ren geht es nicht um eine Kon­kur­ren­zie­rung der bei­den Berei­che, son­dern darum das Ver­hält­nis anzu­glei­chen. Dem Sport sol­len mehr Mit­tel zur Ver­fü­gung gestellt wer­den.
Die Kul­tur­schaf­fen­den ihrer­seits befürch­ten an finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung zu ver­lie­ren.
Der Rein­ge­winn der Swiss­los soll für den Sport von 22 auf 25 % stei­gen, dafür der Anteil für die Kul­tur von 78 auf 75% sin­ken.
Regie­rungs­rä­tin Knill möchte auf diese Fest­le­gung ver­zich­ten. Es sei sehr schwie­rig bei den  För­der­gel­dern zu dif­fe­ren­zie­ren. Die Gel­der flies­sen z.B. aus Stif­tun­gen, dem Bund, und dem Lot­te­rie­fond. Der Regie­rungs­rat prüft den Ver­teil­schlüs­sel des Fonds regel­mäs­sig und kann gezielt Anpas­sun­gen vor­zu­neh­men. Diese Fle­xi­bi­li­tät würde durch die Motion ver­lo­ren gehen.
Des­halb emp­fiehlt der Regie­rungs­rat die Motion als nicht erheb­lich zu erklä­ren.
Bei der Mitte/EVP Frak­tion fin­det die Motion wenig Unter­stüt­zung.

Der Große Rat erklärt die Motion mit 62 Ja zu 45 Nein Stim­men bei 9 Ent­hal­tun­gen für erheb­lich.
Die EVP stimmt mit 5 Nein und 1 Ent­hal­tung gegen die Motion.

 

Chris­tina Fäsi