Medienmitteilung vom Thurgauer Komitee

Das über­par­tei­li­che Thur­gauer Komi­tee „NEIN zu die­sem Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz“ hat sich heute an einer Medi­en­kon­fe­renz in Wein­fel­den klar gegen das revi­dierte Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz aus­ge­spro­chen, das am 5. Juni zur Abstim­mung kommt. Die­ses Gesetz gehört zurück an den Absen­der. Gefor­dert wer­den eine Denk­pause und eine ver­tiefte ethi­sche Debatte. Das über­par­tei­li­che Komi­tee setzt sich zusam­men aus Ver­tre­tern von CVP, EDU, EVP, SP und SVP.

Das Refe­ren­dum zum neuen Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz biete die Chance sich ver­tieft mit ethi­schen Fra­gen aus­ein­an­der zu setz­ten. Dar­über sind sich die Anwe­sen­den einig. Wie soll sich die Fort­pflan­zungs­me­di­zin in der Schweiz ent­wi­ckeln? Wie sol­len ihre Mög­lich­kei­ten zur Anwen­dung kom­men. „Dem Volk wird eine Geset­zes­re­vi­sion vor­ge­legt, ohne dass eine ent­spre­chende Wer­te­dis­kus­sion geführt wor­den wäre“, bemän­geln die Geg­ner des revi­dier­ten Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­set­zes.

NR Verena Her­zog schaut zurück: Lange Zeit wurde in der Gesetz­ge­bung der Schweiz der Schutz und die Würde des begin­nen­den Lebens aus­ser­or­dent­lich sorg­fäl­tig und ethisch abge­wo­gen beach­tet. „In kur­zer Zeit wird nun aber Scheib­chen um Scheib­chen abge­schnit­ten – nie­mand weiss, wo die Sala­mi­tech­nik endet, da der Ego­is­mus der Erwach­se­nen über alles geht“, stellt sie fest. und fragt wei­ter: „Wo bleibt da das Wohl des Kin­des? Wenn die Tür in der Frage der Selek­tion ein­mal auf­ge­klinkt ist, ist der Schritt zum Desi­gnerbaby nur noch klein.“

Schutz­lose Embryos
Der Bun­des­rat sei von sei­ner selbst­ver­ständ­li­chen Ver­ant­wor­tung gegen­über dem mensch­li­chen Leben abge­wi­chen. Mit dem Urteil über lebens­wer­tes und lebens­un­wer­tes Leben wür­den wir uns im Bereich der Euge­nik bewe­gen. „Mit die­sem Gesetz wer­den jeg­li­che staat­li­che Schutz­pflich­ten gegen­über einem Embryo auf­ge­ge­ben“, hält Dr. Mar­lies Näf-Hofmann erschüt­tert fest.

Über­zäh­lige Embryo­nen wer­den ver­nich­tet
Bis zu 6000 Paare pro Jahr wer­den zukünf­tig mit der Prä­im­plan­ta­ti­ons­dia­gnos­tik Embryo­nen tes­ten kön­nen. Dabei fal­len bis zu 10'000 über­zäh­lige Embryo­nen an, die mit­tels Kry­ko­kon­ser­vie­rung tief­ge­kühlt und spä­ter in der For­schung ver­wen­det oder ver­nich­tet wer­den. Diese Vor­stel­lung berei­tet SR Bri­gitte Häberli gros­ses Unbe­ha­gen und des­halb lehnt sie das Gesetz ab.

Gegen Selek­tion und Mani­pu­la­tion
Für NR Chris­tian Lohr zielt das revi­dierte Fort­pflan­zungs­me­di­zin­ge­setz in Rich­tung Gen­ma­ni­pu­la­tion. Ein Kind nach Mass ist für ihn ethisch nicht ver­tret­bar. Ent­schie­den wehrt er sich gegen Scree­nings, damit Krank­hei­ten und Behin­de­run­gen erkannt und eli­mi­niert wer­den kön­nen. Leis­tungs­ver­wei­ge­run­gen der Sozi­al­ver­si­che­run­gen und der Kran­ken­kas­sen wären dann für die Zukunft abseh­bar.

Beein­flus­sung der Wer­te­hal­tung
KR Edith Wohl­fen­der zeigt sich besorgt über den Ein­fluss eines sol­chen Geset­zes auf die Wert­hal­tung einer Gesell­schaft. „Heute inte­grier­ten wir Men­schen mit kör­per­li­chen und kogni­ti­ven Ein­schrän­kun­gen. Wer­den diese unter ver­mehr­tem wirt­schaft­li­chen Druck aus­ge­grenzt?“, fragt sie sich. Des­halb ist auch für sie eine ethi­sche Debatte zwin­gend.

Ver­su­che brin­gen kei­nen Nut­zen
Hell­hö­rig wird KR Mar­lies Born­hau­ser, da renom­mierte Insti­tute für Fort­pflan­zungs­me­di­zin den Nut­zen der Chro­mo­so­men­un­ter­su­chung für Paare nicht bestä­ti­gen kön­nen. Embryo­nen wer­den bei die­sem Vor­gang in ihrem Wachs­tum gestört. Es ist ein Ver­such am leben­den Wesen.

Ethik vor Tech­nik
Auch für KR Doris Gün­ter haben diese Scree­nings als Ziel eine Aus­lese. Mit der Zustim­mung zu die­sem Gesetz för­dern wir die Selek­ti­ons­men­ta­li­tät und stel­len das tech­nisch Mach­bare über das ethisch Ver­ant­wort­bare. Die medi­zi­ni­sche For­schung soll sich auf Prä­ven­tion, Hei­lung und The­ra­pie kon­zen­trie­ren und damit das Leben för­dern.

Mit einer Ver­an­stal­tung am 17. Mai 2016 im katho­li­schen Pfar­rei­zen­trum in Wein­fel­den soll die ethi­sche Debatte an die Öffent­lich­keit getra­gen wer­den.

Doris Gün­ter Kan­tons­rä­tin EVP, 6.5.2016