Kirche und Politik

Kirche und Politik

Russland startet einen Angriffskrieg auf die Ukraine – und die Russische Kirche schweigt. Der Krieg in der Ukraine tobt seit 3 Wochen mit zunehmend unerträglicher Brutalität – und die Russische Kirche schweigt noch immer. Offensichtlich hat Präsident Putin der gesamten Kirchenleitung seit Jahrzehnten erfolgreich beigebracht, dass sich Kirche nicht in die Politik einzumischen hat. Und die Kirche gehorcht, aus Angst, finanzieller Abhängigkeit und vielleicht auch aus Unwissen. Mich bedrückt das sehr. Die russisch-orthodoxen Christen gehören zu unseren Glaubensgeschwistern. Dass sie es nicht wagen, für das biblische Grundgebot «du sollst nicht töten» einzustehen und dem Vorbild der Gewaltlosigkeit von Jesus nachzufolgen, lässt tief in die intern herrschende Repression in Russland blicken. Mich erinnert das Verhalten der Russischen Kirche auch schmerzhaft an das Versagen der Deutschen Kirche in der Nazizeit, als sich nur ein sehr kleiner Teil der Kirche, nämlich die Bekennende Kirche, Hitler entgegenstellte.

Auch in der Schweiz gibt es Kräfte, welche die Kirche von jedem politischen Engagement abhalten wollen. Im letzten Jahr wurde sogar eine Strafanklage eingereicht wegen dem Engagement der Kirchen für die Konzernverantwortungsinitiative. Gewiss ist es wichtig, dass Kirchen sich nur dann politisch engagieren, wenn es um klare biblisch-christliche Werte geht. Aber dann stehen sie in der Verantwortung. Dann darf es kein Kneifen geben. Jesus hat uns nicht eine Haltung der Angst vorgelebt, sondern des Mutes und der inneren Stärke. Beten wir für unsere russischen Glaubensgeschwister, dass sie diesen Mut finden und dann mithelfen, den Krieg zu beenden.

 

Regula Streckeisen, EVP, Romanshorn